Die vierte Runde der DSOL war bedauerlicherweise für beide Göttinger Mannschaften von schweren technischen Problem belastet. Nachdem die zweite Runde wegen technischer Nachbesserungen verschoben werden mußte, schien alles in Ordnung. Laut Meldung des Deutschen Schachbundes soll die dritte Runde weitgehend problemfrei gewesen sein.
Für Ingram Braun war es ein selten gebrauchter Tag. Ich war ohnehin schon ziemlich durch den Wind, weil am späten Nachmittag unsere Webseite ausgefallen war und ich es nicht geschafft hatte, sie bis Wettkampfbeginn zu reparieren. Dabei wird sie als Eintrittspforte für Spieler und Zuschauer zur DSOL dringend gebraucht. Wie ich mittlerweile erfahren habe, hatte das Rechenzentrum Wartungsarbeiten an der Virtualisierungsplattform, auf der unser Server läuft, vorgenommen, ohne uns zu informieren. Es gab für uns also auch nichts zu reparieren. Immerhin konnten Gerhard Nolte und ich die Gelegenheit nutzen, eine Reihe von Updates einzuspielen.
Der Wettkampf der zweiten Mannschaft begann schon damit, daß Ingram als zuständiger Leiter einen Anruf von der Turnierleitung bekam, er möge doch bitte seinen Playchessklienten updaten. Normalerweise bietet einem das die Software als Pushnachricht an; dem war hier aber nicht so. Das wäre eigentlich nicht weiter erwähnenswert, wenn es nicht der Auftakt zu einer ärgerlichen Pannenserie gewesen wäre. Wir verloren eine Partie kampflos, weil der Spieler zwar zu spät kam – als Mannschaftsleiter der Heimmannschaft mußte ich kurz nach dem ausgeschriebenen Wettkampfbeginn die Partien starten, weil ich in der ersten Mannschaft ja selbst spielen mußte. Der Spieler kam dann zwar noch, aber trotz ordnungsgemäßen Logins und Eintritt in den richtigen Raum (das kann ich als Turnierleiter sehen), wurde ihm seine Partie nicht angezeigt. Leider erreichten mich dann auch seine Hilferufe zu spät. Ergebnis war ein kampfloser Verlust. Zum Glück gewannen die anderen drei Spieler Joshua Hoke, Adrian Hoke und Csaba Daday ihre Partien recht souverän, so daß am Ende ein 3–1-Sieg gegen TuS Wunstorf heraussprang. Mit jetzt drei Siegen kann sich die Truppe Hoffnungen auf eine Qualifikation für die Playoffs machen.
Der Wettkampf der ersten Mannschaft geriet zu einem schrecklichen Debakel für den technischen Dienstleister ChessBase. Im Spielraum wurden die eingetretenen Spieler nicht angezeigt. Er erschien leer, obwohl von uns alle vier Kämpen anwesend waren. Man beschloß dann, den Wettkampf in unseren Raum als Heimmannschaft zu verlegen, was natürlich die Zuschauer, von denen wir immer einige haben, ausschloß. Nachdem ein Spieler des SV Großhansdorf den Weg dorthin nicht fand, konnte der Wettkampf erst mit einer halben Stunde Verspätung gestartet werden. Ingrams Partie startete trotzdem erst nach einer weiteren Viertelstunde. Sie dauerte dann nicht lang, weil diese Art von Multitasking offenbar der Spielstärke nicht zuträglich ist. Ich verwechselte ohne Nachdenken die Varianten und landete in einer Stellung, an der es nichts mehr zu reparieren gab. Auch Anton Schmid und Alexander Wilting verloren recht schnell. Lediglich der in glänzender Form aufspielende Arthur Fischer holte sich sehr souverän den dritten Sieg in Folge. Trotzdem nach zwei Mannschaftsunentschieden jetzt eine 1–3-Niederlage.
Und als wenn das noch nicht genug gewesen wäre, konnte Ingram auch von beiden Mannschaften die Partien nicht herunterladen. Zum Glück waren dann am nächsten Tag die Datenbanken auf der DSOL-Webseite aktualisiert. Wenigstens das! Denn die eigentliche Motivation für uns, an diesem Turnier teilzunehmen, ist das Gewinnen von Analysematerial für unseren Onlinevereinsabend. An dem herrschte dann auch gewohnt fröhliche Stimmung.
Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, daß die ganze Sache eilig aus dem Boden gestampft wurde und mit nahezu ungetesteter Software abgewickelt wird. Beim Captain’s Meeting drei Tage vor dem Start der DSOL waren die notwendigen Updates für die Klienten, die die bis dahin nicht vorgesehene Funktion für Mannschaftskämpfe nachrüsteten, noch nicht einmal verfügbar. Da sind Fehler normal, und eigentlich hätte man erst einmal ein paar Wettkämpfe mit Betatestern spielen sollen. Hier kommt aber erschwerend hinzu, daß ChessBase vier Klienten pflegt (ChessBase, Fritz, Playchess, Webapp) und darüber hinaus noch der Ergebnisdienst des DSB-Webseite genutzt wird. Ich brauche vier Konten, um die DSOL zu verwalten (als Spieler, als Mannschaftsleiter der ersten, als Mannschaftsleiter der zweiten Mannschaft und für die DSOL-Webseite). Das macht die Sache unnötig kompliziert und bettelt förmlich nach Fehlfunktionen.
Last Updated on Dezember 2, 2020 by Babette