Mit dem SV Berenbostel kam eine Mannschaft in der vorletzten Runde zu Gast, die sich fast in identischer Lage befand: Mit sechs Punkten, aber vier Brettpunkten weniger als wir, war die Aussicht auf den Klassenerhalt in der Landesliga Süd gut. Ein 4:4 war gewissermaßen das ideale Ergebnis, da beide Mannschaften damit eine weitere Landesligasaison planen können. Daß sich dennoch ein lebhafter Kampf entwickelte, lag auch daran, daß Berenbostel mit nur sieben Spielern erschienen war und erstmal den Ausgleich schießen mußte, bevor andere Bretter in Remisverhandlungen eintreten konnten. Martin Werner hatte das zweifelhafte Glück, den geschenkten Punkt einsacken zu dürften. Gerhard Nolte bekam trotz des Berenbosteler Rückstandes als Nachziehender am Spitzenbrett nach wenigen Zügen ein Remis offeriert, das er auch annahm. Alle anderen Bretter wurden ausgekämpft. Benjamin Löhnhardt hatte eine Anreise aus Marburg und eine Viertelstunde Zeitvorgabe zu verkraften und kam trotz frühen Damentausches nach einem zu sorglosen Bauernzug ziemlich unter Druck. Sein Brett hatte ich im Geiste schon abgeschrieben, als er aus heiterem Himmel und zur großen Überraschung seines Gegenspielers dreifache Stellungswiederholung reklamierte – zu Recht, wie sich herausstellte. Vermutlich hatte der Gegner Zug- und Stellungswiederholung verwechselt, denn bei letzterer wird das erste Auftauchen der Reklamationsstellung typischerweise über einen anderen Zug als die Wiederholungsstellungen erreicht.
Der Opponent von Maximilian Krause trug eine Eröffnung, die immerhin das Wort Angriff im Namen trägt, ziemlich ambitionslos vor. Als er dann zu einem Zeitpunkt, als Max schon volle Brettkontrolle hatte, doch noch seinen g-Bauern vorschob, war es um ihn Geschehen. Leider mußte kurz danach Michael Niggl aufgeben. Er hatte das Läuferpaar zu früh aufgegeben und wurde dann von einem beherzten Bauerndefilee auf der Farbe des fehlenden Läufers überrollt. Daß er nie zur Rochade kam, tat sein übriges.
Ingram Braun kam nach einer eher harmlosen Eröffnung des Gegners ziemlich unter Druck und mußte eine Schwächung seiner Königsstellung zulassen. Das kostete alles auch noch viel Zeit, und meine Erwartungen, einige Züge im Blitzmodus zu überleben, waren eher gering. Aber der Berenbosteler ließ einen Moment die offene d-Linie außer Acht und erlaubte so den Tausch zweier Schwerfiguren, ohne viel Zeit zur Planfindung zu benötigen. Nach dem Blättchenfall war ein völlig ausgeglichenes Endspiel Turm + Leichtfigur auf dem Brett, daß man nicht weiterspielen mußte.
Zwei Partien liefen nach der Zeitkontrolle noch weiter. Peter Konetzke hatte einen Bauern gewonnen, aber bekam nur ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern heraus, das dann Remis war. Alexander Wilting hatte gegen den stärksten Berenbosteler ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel aufs Brett gestellt. Aber diese Saison läuft es bei ihm nicht rund. Als er mit dem König zum falschen Flügel marschierte, verlor einen Bauern und der Gegner gewann mit guter Technik.
Damit hatten beide Mannschaften das Idealergebnis von 4:4 erreicht. Zwar gibt es noch eine Konstellation, in der wir absteigen können, diese ist aber sehr unwahrscheinlich. Zumal wir in der letzten Runde einen Gegner haben, gegen den wir nicht unbedingt verlieren müssen. Das Ligaorakel gibt uns noch 0,013 % Abstiegswahrscheinlichkeit, obwohl die anderen Begegnungen dieser Runde noch gar nicht gespielt worden sind.
Last Updated on Oktober 10, 2020 by Babette