Die dritte Mannschaft des ESV möchte verspätet dazu beitragen, ein wenig Geschichte des Vereins zu schreiben.
Es war ein milder Sonntag, die Wälder tauchten sich in tiefes Orange, als 6 Männer am 10. November 2019 in das prächtige Goslar vorm Harz fuhren. Die Lippen sprachen gerade noch von Spielstrategien im Mittelspiel, da standen wir schon auf dem großen leer gefegten Schützenplatz vor dem Spiellokal Lindenhof.
Während sich das Personal auf eine große Fete vorbereitete, fingen nebenan im Spiellokal Lindenhof die ersten Bauern an auf den Schlachtplätzen ihre Pflüge zu ziehen.
Die Bauern am fünften Brett von Arnold wollten gerade zu einem vielversprechenden ‚Hebel‘ ansetzen …. da …. da…. funkte die mobile Technik vom Gegner des SK Goslar II in die Reihen. Es meldete sich Bob Dylan und verkündete: It’s All Over Now, Baby Blue. Der erste Punkt für uns war damit ‚eingefahren‘.
Ein Brett höher lief schon eine heiß Eröffnung. Schnell gewann der Gegner Überhand und unser Martin musste leider sehr früh das Handtuch werfen.
Auch sein Vater hatte in der Eröffnung mit Weiß trotz geringerer DWZ-Zahl seines Gegners wenig Vorteil erzielt. Dieser hatte die lange Diagonale mit einem Läufer besetzt und konsequent die Zentrumsbauern getauscht. Jedoch führte das bessere Figurenspiel von Hartwig im Mittelspiel dann zum Gewinn von zwei Bauern und einem Läufer. Als die nächste Figur verloren ging, gab der Gegner auf.
Die friedlichst gesinnten Figuren an diesem Tage marschierten an Brett 2 über die Felder. Während ich mit der Uhr am kämpfen war, klopfte Bertold mir auf die Schulter und fragte, ob er ein Remisangebot annehmen solle. Sein leicht schwächer gewerteter Gegner wollte trotz besserer Stellung im Zentrum und möglichem Bauerngewinn nicht seine Siegeslust unter Beweis stellen. So punkteten wir auf 1,5 – 2,5.
Die orangen Blätter total aus dem Sichtfeld verloren, stürzte ich mich mit dem Opfer des vorpreschenden f-Baueren in ein gefährlich spätes Mittelspiel, denn die Zeitnot und der angebahnte Königsangriff meines Gegners gab mir keinem Raum zum kalkulieren. Zu meinen Gunsten lenkte der seinerseits entstandene Vorteil meinen Gegner von meinem seit der Eröffnung präsenten Vorteil auf dem Damenflügel ab. Als meine Dame auf c2 einschlug, um ihren Kollegen von der c-Linie zum Damenzimmer zu verhelfen, musste er mit einem Läufer, signifikanten Schwächen in der Figuren-Positionierung und Grundreihenschwächung bezahlen. Sein letzter Springer, welcher ihm noch Hoffnung auf eine fragwürdige Gabel gab, beschränkte seine Hoffnung kurz vor seiner Resignation nur noch auf die Uhr. Diese machte uns aber keinen Strich mehr durch die Rechnung.
Es war Zeit für eine kleine Stärkung und die Fete war voll im Gange während ich das letzte offene Brett 1 in aller Ruhe verfolgen konnte. Schlaue Strategiepläne waren längst eingerollt, denn Helges Kontrahent versuchte nur noch Stellung zu halten. Nachdem Helge im Mittelspiel die Springer tauschen und dann einen gleichfarbenen Läufer-Tausch erzwingen konnte, stand er mit besserem Läufer da. Über Umleitung setzte sein Gegner noch die Damen und einem Turm vom Tisch. Im vorteilhaften Endspiel mit Mehrbauer erhöhte er den Druck bis wir als Sieger mit drei Punkten mehr den restlichen Sonntag genießen konnten.
Nach spielfreiem vierten Spieltag erwarten wir gespannt den Hildesheimer SV IV am 8. Dezember bei uns in Göttingen.
Last Updated on Oktober 10, 2020 by Babette
Wunderschön geschrieben, Samuel! Danke, dass du diese „Perle“ von Bericht noch nachgereicht hast! Ein Genuss, deinen Text zu lesen!
Hallo Samuel,
Bob Dylan und Schach – fürwahr ein glückliches Konglomerat ;-)!
Ein netter Bericht, in gleicher Weise lyrisch wie schach-analytisch Treffsicher.
Macht Spaß zu lesen!
Gruß
Arnold