Thomas Seelemann hat während seines Urlaubs auf Island das Grab des legendären US-amerikanischen Weltmeisters Robert James „Bobby“ Fischer besuchen können. Er hatte sich im WM-Zyklus 1970–72 mit Phantasieresultaten gegen die seit dem Zweiten Weltkrieg unbesiegbar erscheinende Phalanx der Sowjetgroßmeister durchgesetzt, was durch den damals herrschenden Kalten Krieg noch zusätzlich politisch aufgeladen war. Leider war er aber auch ein sehr schwieriger Mensch nach einer nicht sehr glücklichen Kindheit. Er beendete nach dem Sieg im WM-Kampf über Boris Spasskij seine Karriere, war zeitweise Mitglied einer selbst für amerikanische Verhältnisse merkwürdigen christlichen Sekte und fiel mit derben antisemitischen Ausfällen auf. Das ist besonders tragisch, denn seine Mutter Regina Pustan war selbst Jüdin und musste aus Europa vor den Nazis fliehen. Bobbys Aufenthaltsort war lange unklar. Eine Zeit lang logierte er im Hotel Pulvermühle in Waischenfeld des Vaters von GM Michael Bezold. Auch in Budapest muss er sich längere Zeit aufgehalten haben und dort Kontakt mit der Familie Polgár und Péter Lékó gehabt haben. Schließlich tauchte er wieder auf und spielte ein Rematch gegen Spasskij im damals wegen des Jugoslawienkrieges sanktionierten Serbien. In Japan wurde er inhaftiert, bevor die Isländer ihm Asyl anboten. Dort starb er dann vermutlich an einer behandelbaren Krankheit, weil er medizinische Hilfe ablehnte.
Das Grab liegt in der Kleinstadt Selfoss etwa 50 km südöstlich von der Hauptstadt Reykjavík. Leider blieb Thomas keine Zeit für einen Besuch im kleinen Museum Bobby Fischer Center.




Tom auf den Spuren von Garry Kasparov: https://www.youtube.com/shorts/YPp791yMaJs