Ingram – Christopher Chylek

[pgn][Event „Bezirksklasse 0607“]
[Site „Suedniedersachsen“]
[Date „2006.11.19“]
[Round „3.1“]
[White „Braun, Ingram“]
[Black „Chylek, Christopher“]
[Result „1-0“]
[ECO „B07“]
[WhiteElo „1838“]
[BlackElo „1757“]
[Annotator „Braun,Ingram“]
[PlyCount „99“]
[EventDate „2006.10.08“]
[EventType „team“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceTitle „MyOTB Ingram Braun“]
[Source „Ingram Braun“]
[SourceDate „2008.01.01“]
[SourceVersion „2“]
[SourceVersionDate „2015.11.27“]
[SourceQuality „1“]
[WhiteTeam „ESV RW Goettingen II“]
[BlackTeam „SV Drispenstedt“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

1. e4 c5 2. c3 g6 3. d4 cxd4 $1 {In diesem System ist es notwendig, auf d4 zu
tauschen, weil sonst nach d6 und Sf6 unangenehme taktische Möglichkeiten
entstehen:} (3… d6 4. Bd3 Nf6 5. dxc5 dxc5 6. e5 Ng4 (6… Nd5 7. Be4 Nb6 8.
Qxd8+ Kxd8 9. Na3) 7. Bb5+ Bd7 8. e6 $1 Bxb5 9. exf7+) 4. cxd4 Bg7 5. Nf3 (5.
Bd3 d6 6. Ne2 Nf6 {ist eine andere Möglichkeit. Weiß beabsichtigt, nach e5
nicht zu schlagen, sondern d5 zu ziehen, womit sich eine etwas vorteilhafte
königsindischartige Stellung ergibt, bei der der Springer wegen f5 f3 auf e2
besser steht.}) 5… d6 6. h3 {Die Stellung ähnelt der Pirc-Verteidigung, wo
Schwarz meist den weißfeldrigen Läufer gegen den Sf3 abtauscht, um den Druck
auf d4 zu erhöhen. Es ist dort nicht ungewöhnlich, das weiße Mehrtempo zu
investieren, um dem Nachziehenden diese Möglichkeit zu nehmen und ihn zur
Suche nach einer anderen sinnvollen Verwendung des Läufers zu zwingen. Hier
wußte ich ja noch nicht, daß mein Gegner die gesamte Partie à la Vishy Anand
im Schnellschachmodus spielen würde und ihn solche intellektuellen
Spitzfindigkeiten in keiner Weise anfechten.} Nf6 7. Nc3 a6 8. Bd3 O-O 9. O-O
Nbd7 10. a4 (10. e5 $1 {wurde in einer Analyse mit M. Pietsch und G. Nolte als
zu Recht stark empfunden, aber das Springermanöver e8-c7-e6 ist nicht so ohne
weiteres zu widerlegen.} dxe5 11. dxe5 Ne8 12. Qe2 $1 ({das in der erwähnten
Analyse untersuchte} 12. Re1 {ist schwächer:} Nc7 13. Qe2 Ne6 14. Bd2 Nxe5 15.
Nxe5 Bxe5 16. Qxe5 Qxd3 17. Rad1 Re8 18. Bh6 Qf5 19. Qg3 Qh5 $8 20. Bc1 h6 21.
Nd5 (21. Re5 g5) 21… b5 22. Nb6 Ra7 (22… Qf5) 23. Rd5 g5 {Weiß steht
augenscheinlich besser, aber es wäre erst zu untersuchen, ob er wirklich etwas
hat.}) 12… Nc7 13. Rd1 Qe8 14. Be3 Ne6 15. Nd5 Nxe5 16. Nxe5 Bxe5 17. Bh6 Bd6
{wenn man nichts besseres findet, einfach} (17… Bg7 $2 18. Bxg7 Kxg7 19. Nb6
Rb8 $2 20. Qe5+ $18) 18. Bxf8 Qxf8 $16 19. Rac1 Bd7 20. Nb6 Rd8 21. Nxd7 Rxd7
22. Be4 Qd8 23. g3 Ng5 24. Bg2 e5) (10. Be3 {wird von Fritz 10 bevorzugt, um
schwarzfeldrige Schwächen nachzuweisen. Z. B.} e5 11. Rc1 Re8 12. Re1 exd4 13.
Bxd4 Ne5) 10… e5 11. dxe5 {Evtl. nicht der beste Plan. Nach dem Abtausch der
Springer hat der Läufer auf e6 ein komfortables Feld, so daß die weißen
Bemühungen, ihn mit h3 und a4 in seinem Wirkungskreis zu beschränken, ziemlich
im Sande verlaufen sind.} (11. Be3 {Da die Fesselung auf g5 sowieso nicht viel
einbringt, währe dies möglicherweise der bessere Zug gewesen. Wesentlich ist,
daß in den meisten Varianten die Bauernschwäche d6 bei Schwarz erhalten bleibt.
} exd4 (11… Re8 12. Bc2 (12. Bc4 d5 13. Bxd5 Nxd5 14. Nxd5 exd4 15. Bxd4 Rxe4
16. Bxg7 Kxg7 17. Qc2 Re6 18. Qc7) 12… exd4 13. Bxd4 Ne5 14. a5 h6 15. Ba4
Bd7 16. Re1) 12. Bxd4 {und Se5 geht nicht.} Re8 13. Bc4 {und Schwarz ist schon
in Schwierigkeiten.} Nc5 (13… Nxe4 14. Qb3 d5 15. Bxd5 Nd6 16. Rfd1 Bxd4 17.
Rxd4 Qb6 18. Rad1 $16) 14. e5 (14. Bxc5 dxc5 15. Ng5 Be6 16. Nxe6 fxe6 17. Qb3)
14… Nfe4 15. Nxe4 Nxe4 16. Qb3 Be6 17. Bxe6 Rxe6) (11. d5 {bringt wohl nicht
viel:} Nc5 12. Bg5 h6 13. Be3 Qa5) 11… Nxe5 12. Nxe5 dxe5 13. Bg5 Be6 14. Qe2
Qe8 15. a5 {soll die Bauernschwäche b7 fixieren, um Weiß ein klare
Angriffsperspektive zu bieten. Das hat zur Folge, daß nicht nur der Springer,
sondern evtl. auch der Läufer auf d5 einen starken Stützpunkt finden könnte.}
Rd8 ({Ich hatte eigentlich eher} 15… Rc8 {erwartet, was wohl auch etwas
besser gewesen wäre. Den Textzug hielt ich wegen der Fesselung spontan für
grottenschlecht, allerdings habe ich nichts gefunden, was dieses Motiv direkt
ausnutzt.}) 16. Bxf6 (16. Bc4 Bxc4 17. Qxc4 Rd4 18. Qe2 Qe6 19. Rac1 Nh5 20.
Be3) (16. f4 Nh5 $1 {Weiß hat zu viele Felderschwächen, um von der Qualität
profitieren zu können.} (16… h6 $2 17. fxe5 hxg5 18. exf6) 17. Bxd8 Qxd8 18.
f5 (18. Qf3 Nxf4 19. Bb1 Qg5 20. Kh2 Rd8) (18. Qc2 Nxf4 19. Rf3 Qg5 $15) 18…
Ng3 (18… Nf4 19. Rxf4) 19. Qf3 Nxf1 20. Rxf1 Bb3 21. f6 Bh6 22. Ra1 Qd4+ $15)
(16. Qf3 Qe7 {Da das Fel d d5 nicht zu besetzen ist, kann Weiß aus dieser
häßlichen Fesselung kein Kapital schlagen. Z. B.} 17. Rfd1 h6 18. Bh4 (18. Be3
Qb4 19. Bxh6 Bxh6 20. Qxf6 Qxb2) 18… g5 19. Bg3 g4) 16… Bxf6 17. Bc4 Bxc4 (
17… Rd4 18. Bxe6 fxe6 $1 {wäre wohl der Weg zum Ausgleich gewesen. Die
vermeintliche Bauernschwäche e6 bewirkt durch die Kontrolle des Feldes d5, und
Schwarz erhält die d-Linie. Z. B.} (18… Qxe6 $2 19. Nd5 Bg5 20. Rfd1 f5 21.
f3 Rc8 22. Rxd4 exd4 23. Qd3 Qe5 24. Rd1 fxe4 25. fxe4 Rd8 26. Kh1 (26. Qxd4 $2
Qxd4+ 27. Rxd4 Be3+ 28. Nxe3 Rxd4 $19) 26… Rf8 27. Qc4 (27. Qxd4 $4 Rf1+)
27… Kh8 28. Rxd4 $16) 19. Qg4 Qe7 20. Ne2 Rb4 {und es erweist sich, daß auch
Weiß Schwächen hat.}) 18. Qxc4 Rd2 $2 {ein pseudoaktiver Zug, der am Ende nur
ein Tempo verliert.} ({Man hätte stattdessen mit} 18… Qc6 {die Dame
aktivieren können.} 19. Qb3 $1 (19. Qxc6 $6 bxc6 {bringt nun nichts ein, weil
sich die Bauernschwächen auf c6 und b2 neutralisieren, c6 aber dem Springer
das Traumfeld d5 nimmt.}) 19… Rd3 {Wegen des guten Springers kommt ein
Turmtausch auf der d-Linie eher dem Anziehenden zugute.} (19… Rd4 $2 20. Nd5
Rxe4 21. Rac1 Qd6 22. Qf3 Qxd5 23. Rfd1 Qxa5 24. Qxe4 {In dieser offenen
Stellung sollte sich eher die Qualität durchsetzen, weil die schwarzen Figuren
an Deckungsaufgaben gebunden werden können, z. B.} Qb5 25. b4 Bg7 26. Rd6 f5
27. Qc4+ Qxc4 28. Rxc4 e4 29. Rb6 Rf7 30. Rc8+ Bf8 31. Rb8) 20. Rfd1 Rfd8 21.
Rxd3 Rxd3 22. Rd1 Rxd1+ 23. Qxd1 Qc5 24. Nd5 Bg5 25. b4 Qc4 {weiß hat mit der
überlegenen Leichtfigur gute Angriffschancen:} 26. Qf3 ({sofort} 26. Qg4 {
verschenkt eher ein Tempo als das es eines gewinnt.} h6 27. Qf3 Bd2) 26… Bd2
{oder} 27. Qg4 (27. Qf6 Qxe4 28. Qd8+ Kg7 29. Qf6+ {ergibt nur Dauerschach.})
27… Bxb4 28. Qg5 Bxa5 29. Qxe5 Qc1+ 30. Kh2 h5 31. Nf6+ Kg7 32. Ne8+ (32.
Nxh5+ $2 Kf8 33. Qd6+ Kg8 34. Nf6+ Kg7 35. Ne8+ Kg8 36. Qf6 Qh6 37. Nd6 Qg7 38.
Qxg7+ Kxg7 39. Nxb7 Bb4 {und plötzlich steht eher Schwarz besser.}) 32… Kf8
33. Nd6 Qc7 (33… Bc3 $2 34. Qe8+ Kg7 35. Qxf7+ Kh8 36. g3 $1 (36. Qe8+ Kh7
37. Nxb7 Qf4+ 38. Kg1 $11) (36. Nxb7 Be5+ 37. g3 Qc2 38. Qf8+ Kh7 39. Nd8 h4
$11) 36… Qc2 37. Kg2 Bd4 38. Qf4 Bg7 39. Nxb7 Kh7 40. Nd8 {Dame und Springer
harmonieren in Königsangriffen sehr gut, aber der entfernte Freibauer bleibt
problematisch.} a5 $1 {Der Freibauer muß das Quadrat verkleinern!} ({Mit dem
Freibauern im Quadrat kann Weiß einfach abwickeln, z. B.} 40… Qc5 41. Qf7 Qe5
(41… a5 {ist jetzt wegen der Kraft des weißen Angriffsduos zu spät.} 42. Ne6
Qc3 43. e5 Qxe5 44. Nf8+ Kh8 45. Nxg6+ $18) 42. Ne6 Kh6 43. Qxg7+ Qxg7 44. Nxg7
Kxg7 45. Kf1 $1 {Jetzt ist der König im Quadrat des entfernten Freibauern. Die
Gewinntechnik ist nun einfach. Weiß holt den Bauern ab und gewinnt dann mit
der Bauernmajorität am Königsflügel.} (45. Kf3 {leistet dasselbe, aber es ist
etwas mehr Rechenarbeit zu erledigen.})) 41. Ne6 Qb2 42. Qf7 Qf6 43. Qd7 g5 44.
h4 gxh4 45. gxh4 Kh6 46. Ng5 {Jetzt hat Schwarz nur noch Damenzüge.} Qg6 {
Da jetzt aber keine Dauerschachdrohungen mehr bestehen, kann Weiß seine Bauern
mobilisieren, was Schwarz stark unter Druck setzt.} ({sonst} 46… Qb6 47. Qf5
Qg6 48. Qxa5) 47. f4 Qf6 48. e5 Qa6 49. Kf2 Qb6+ 50. Kf3 Qb3+ 51. Ke4 Qb1+ 52.
Qd3 Qb7+ 53. Ke3 {mit Mattdrohung} Bf8 54. f5 a4 (54… Bc5+ $2 55. Kf4 {
führt zu nichts.}) 55. Kf4 a3 56. Qd8 Qb4+ 57. Ne4 a2 58. Qf6+ Kh7 59. Qf7+ Kh8
60. Qxa2 Qe1 61. f6 Qxh4+ {À la longue ist auch diese Stellung für Weiß
gewonnen, z. B.} 62. Ke3 Qe1+ 63. Qe2 Bh6+ 64. Kd3 Qb1+ 65. Qc2 Qb5+ (65…
Qxc2+ 66. Kxc2 Kg8 67. e6 Bf4 68. Kd3 h4 69. Nf2 Be5 70. Ng4 Bb2 71. Ke4 Kf8
72. Kd5 Ke8 73. f7+ Ke7 74. Nf2 Bg7 75. Nh3 Bb2 76. Nf4 Ba3 (76… Bg7 77. Ng6+
Kf6 78. Kd6 h3 79. e7 Kxf7 80. Kd7 Kxg6 81. e8=Q+) 77. Ke5 Bd6+ 78. Kf5 Bxf4
79. Kxf4 h3 80. Kg3) 66. Kd4 Qd7+ 67. Nd6) 34. Qh8+ Ke7 35. e5 Ke6 36. Qf6+ Kd5
37. Nxf7 Qc6 38. Qg5 Bb6 39. Qd2+ Ke6 40. Qf4 Bc7 41. Ng5+ Kd5 42. Qe4+ Kc5 43.
Qe3+ Kb4 44. f4 {und die besseren Aussichten liegen auf der weißen Seite}) (
18… Rd4 19. Qb3 Qc6 {ergibt nur Zugumstellung}) 19. Nd5 Bg7 {Ab hier
geschehen haarsträubende Dinge: mein Gegner hatte die gesamte Partie wie oben
erwähnt im Schnellschachmodus gespielt. Gewohnt, auch bei gegnerischem
Zugrecht am Brett zu bleiben und nachzudenken, verlor ich völlig mein
Zeitgefühl. Als ich über den zwanzigsten Zug sinnierte, sah ich im Augenwinkel,
wie der Uhrzeiger das Blättchen erreichte und glaubte, ich hätte noch eine
Stunde Zeit. Aber dann schweifte mein Blick herüber zu Dr. Ottens Uhr an Brett
3, die eine Dreiviertelstunde weniger Zeit anzeigte. Arnold spielt doch aber
mit normaler Geschwindigkeit? Die Erkenntnis traf mich wie ein Keulenschlag:
ich bin in akuter Zeitnot und muß noch sage und schreibe 21 Züge machen! Daß
mir dabei nichts schlimmeres passiert, als daß ich dreimal klare
Gewinnstellungen auslasse, halte ich für ein kleines Wunder. Allerdings
verabsäumt der Schwarzspieler durch seine eigenes schnelles Spiel auch, mich
vor Probleme zu stellen, die im 10-sec-Takt unlösbar sind. So gesehen ist
seine ungehaltene Reaktion nach Ende der Partie unangemessen (angeblich hätte
ich in der Zeitnotphase meine Notationspflicht verletzt, was schlicht nicht
der Wahrheit entspricht; vgl. Art. 8.4 der FIDE-Regeln, wonach die
Notationspflicht in den letzten 5 Minuten aufgehoben ist). Da muß er sich
schon an die eigene Nase fassen.} (19… Qe6 $142 20. Qb3 Bg5 21. Qxb7 f5 22.
f3 Qc8 23. Qb3 Qc5+ 24. Kh1 Kh8 25. Qc3 Qxc3 26. bxc3 fxe4 27. fxe4 Rxf1+ 28.
Rxf1 Ra2 29. Rf8+ Kg7 30. Re8 Rxa5 31. g3 Kf7 32. Rh8) 20. Qb4 Rd4 21. Qxb7 Qb8
$2 (21… Qa8 {mußte geschehen. Danach mußte Weiß immerhin sehen, daß er sich
nicht an den Be4 klammern darf:} 22. Qxa8 Rxa8 23. f3 f5 24. Rac1 $1 fxe4 25.
fxe4 Rxe4 26. Rc7 Rd8 27. Ne7+ Kh8 28. Rf7 Rf4 29. Nxg6+ hxg6 30. Rxg7 $18) 22.
Qxa6 (22. Qxb8 Rxb8 23. Ne7+ Kf8 24. Nc6 Rxb2 25. Nxd4 exd4 26. Rfb1 {und der
Text nehmen sich nicht viel.}) 22… Rxe4 23. Qb6 (23. b4 $1 {hätte Weiß eine
Gewinnstellung eingebracht, den Schwarz hat gegen den drohenden
Bauernvormarsch nichts besseres alsmit} Rxb4 24. Ne7+ Kh8 25. Nc6 Qb5 26. Nxb4
{den Bauern gegen eine Qualität einzutauschen, ohne dabei den Freibauern auf
a6 abzuräumen. Aber auch nach dem Textzug steht Weiß wesentlich besser.}) ({
Auch} 23. Qc6 {mit Angriff auf den Turm und Deckung des Umwandlungsfeldes ist
sehr stark.}) 23… Rd4 $2 ({Auch} 23… Qxb6 24. axb6 Rc4 25. b7 Rc5 26. Ne7+
Kh8 27. Rfc1 Rb5 28. Rc7 {zögert die schwarze Niederlage nur für einen kurzen
Moment hinaus.}) 24. Nf6+ $2 (24. Ne7+ $1 {wäre der sofortige Gewinn gewesen.}
Kh8 25. Qxb8 Rxb8 26. Nc6 $18 {Der Textzug hingegen ist ein typischer
Zeitnotzug. Unfähig zu kalkulieren, ob der Läufer auf der langen Diagonale
etwas ausrichten kann (insbes. gegen den Ta1), reduziere ich die Komplexität
der Stellung.}) 24… Bxf6 25. Qxf6 Rb4 26. a6 Rb6 27. Qf3 Qa7 28. Qe2 f6 29.
b4 $2 {Ich hielt den Bauern ohnehin für ein Kind des Todes und wollte
wenigstens noch einen Zug mit ihm gewinnen.} ({Da ich …f6 nicht erwartet
hatte, hatte ich übersehen, daß ich Schwarz mit} 29. Qc4+ {vor unangenehme
Probleme stellen konnte.} Qf7 (29… Kg7 30. b4 {und der totgeglaubte Bauer
erweist sich als höchst vital}) 30. Qxf7+ Kxf7 31. Rfc1 Ke6 32. a7 Ra8 33. Rc7
h5 34. Ra2 Kd6 35. Rg7 {und Schwarz steht eine freudlose Verteidigung bevor})
29… Rxb4 30. Rfb1 Rfb8 31. Rxb4 Rxb4 32. Qe3 Qxe3 $6 ({Schade! Mein Gegner
hatte die Hand schon zum Turm hin bewegt, aber dann noch zurückgezogen, ohne
ihn zu berühren. Denn daß auf} 32… Rb6 $4 33. Qxb6 $1 {gewinnt, hatte ich
auch ohne Zeit gesehen.}) ({Die Abwicklung in ein Turmendspiel ist aber
ungeachtet dessen konkreter analytischer Bewertung falsch, weil Schwarz mit}
32… Rd4 {eine sichere Alternative zur Verfügung stand. Zu nichts führt dann}
33. Qb3+ Kg7 34. Qb7+ Qxb7 35. axb7 Rb4 36. Ra7 Kh6 37. Kf1 Rb2 38. Ke1 Kg5 39.
Kd1 Kf4 40. Kc1 Rb6 41. Kc2 Ke4 42. Kc3 Kd5 43. h4 {um den König weiter weg zu
treiben oder} (43. b8=Q Rxb8 44. Rxh7 Ke4) 43… Kc6 44. b8=Q Rxb8 45. Rxh7 {
und das Turmendspiel ist remis}) 33. fxe3 {Nebenbei mindert das Zurücknehmen
und die nachfolgende Königswanderung die „Zugfindungsprobleme“ (O-Ton P.
Konetzke) des Zeitnotspielers erheblich.} Rb8 34. Kf2 Kf7 35. Ke2 Ke6 36. e4
Kd6 (36… f5 37. Kd3 Rd8+) 37. Kd3 f5 $2 (37… Kc5 {hätte hier zum Remis
wohl gereicht:} 38. a7 Ra8 39. Ra6 Kb5 40. Rxf6 Rxa7 41. Re6 Ra3+ 42. Ke2 Kc5
43. Rxe5+ Kd4 44. Re7 h5 45. Kf2 g5 46. e5 Kd5 47. Rh7 (47. Rg7 g4 48. hxg4
hxg4 49. Rxg4 Kxe5 $11) 47… h4 48. Rg7 Rg3 $11) 38. exf5 gxf5 39. a7 Ra8 40.
Kc4 {Uff, die Zeitkontrolle ist geschafft! Und siehe da, Weiß hat sogar ein
etwas besseres Turmendspiel. Mein Gegner bot nach} Kc6 {Remis an. Zwar ist die
Stellung remislich, aber der Verteidiger muß erst noch den Beweis dafür führen.
Ich hätte deshalb auch nicht angenommen, wenn ich meine Stellung nicht so sehr
überschätzt hätte, wie ich es tatsächlich getan habe. Mein Gedankengang war,
daß der entfernte Freibauer den schwarzen König auf den falschen Flügel zwingt,
wonach der weiße König die schwarzen Bauern in der Mitte abräumt und dann das
Turmendspiel mit Mehrbauern und abgeschnittenem schwarzen König leicht zu
gewinnen sein müßte. Zwar ist der Plan an sich richtig, aber die Umsetzung in
konkrete Varianten ist viel schwieriger als gedacht. Man muß hier allerdings
auch bedenken, daß ich selbst 10 Minuten nach Ende der Zeitnotzockerei noch so
nervös war, daß ich meine Kaffeetasse nur mit Mühe halten konnte. Daß ich
unterschätzt habe, wie schwierig die Gewinnführung wirklich ist, hat mir in
dieser Situation eher geholfen.} 41. Ra5 ({Trotz zum Teil hoher
Computerbewertungen halte ich} 41. g4 {nicht für einen validen Gewinnzug. Die
Bewertungen stammen u. a. daher, daß Weiß nach} f4 $1 {Freibauern an beiden
Flügeln bilden kann. Aber daß Problem ist, daß das Schlagen des e-Bauern mit
dem König dem f-Bauern erlaubt, den weißen Turm abzulenken und damit einen der
Freibauern zu beseitigen. Das entstehende Endspiel mit nur noch einem
Freibauern ist dann sehr wahrscheinlich Remis. Z.B.} 42. Kd3 f3 43. Ke3 e4 44.
g5 Kd6 45. h4 Ke5 46. Ra5+ (46. Ra6 Kf5) 46… Ke6 47. h5 Kf7 48. Ra6 Kf8 49.
Ra2 Kg7 {Wie soll Weiß jetzt noch Fortschritte machen? Da nutzt auch eine
Computerbewertung von +2,7 Bauerneinheiten nicht viel.} 50. Ra1 h6 $1 ({
Vorsicht, Falle! Nach} 50… Kg8 $2 51. h6 $1 {müßte der schwarze König nach
f7 oder h8, wonach der sich opfernde f-Bauer entweder mit Schach oder mit
Mattdrohung geschlagen würde, weswegen Weiß nun doch gewänne.Mansehe} Kf7 ({
oder} 51… Kh8 52. Kxe4 f2 53. Ke3 f1=Q 54. Rxf1 Rxa7 55. Rf8#) 52. Kxe4 f2
53. Ke3 f1=Q 54. Rxf1+ Kg6 55. Rf6+ Kxg5 56. Ra6 {mit Gewinn.}) 51. g6 {
Mein Fritz 10 fühlt sich jetzt mit +2,88 Bauerneinheiten sauwohl. Tatsächlich
bestehen die Varianten aber nur aus Hin- und Herziehen mit Turm und König, was
den Schachregeln nach irgendwann Remis wg. Stellungswiederholung oder
50-Züge-Regel ergibt. Dieses planlose Herumziehen sorgt dafür, daß im
Variantenbaum Stellungsvereinfachungen mit geringerer Bewertung über den
Rechenhorizont hinaus verschoben werden werden – aber nur solange, bis keine
Remisbewertung greift, was bei der 50-Züge-Regel ziemlich lange dauern würde.
Das manuelle Ausführen des Gewinnplans hingegen läßt das Kartenhaus in sich
zusammenfallen:} Kg8 52. Kxe4 f2 53. Rf1 Rxa7 54. Rxf2 {Wenn Schwarz mit dem
König auf g7 und g8 bzw. mit dem Turm auf der auf a7, b7, c7 pendelt, kann
Weiß keine Fortschritte machen. Z. B.} Kg7 55. Rf5 Kg8 56. Re5 Kg7 57. Kf5 Kg8
58. Kf6 {droht Matt} Ra6+ 59. Kf5 ({Im Falle von} 59. Re6 {reicht} Rxe6+ {
schon aus:} 60. Kxe6 Kg7 61. Ke7 (61. Kf5 Kg8 62. Kf6 Kf8) 61… Kg8 62. Kf6
Kf8 {Der Versuch, den Bh6 zu gewinnen, endet nach} 63. g7+ Kg8 64. Kg6 {
im Patt.}) 59… Ra7 {etc.}) ({Auch} 41. Ra6+ {gewinnt wohl nicht:} Kb7 42. Rh6
Kxa7 43. Rxh7+ Kb6 44. Kd5 Re8 45. Rf7 e4 46. Rxf5 e3 47. Rf1 Rg8 48. g4 Rh8
49. Re1 Rxh3 50. Kd4 Rg3 $11) 41… e4 $2 (41… h6 $2 {Dieser „beste Zug“ von
Fritz 10 ist falsch.} 42. g4 f4 $1 43. Kd3 f3 44. Ke3 e4 {ergibt dieselbe
Konstellation wie im vorigen Partiezug analysiert, aber mit einem feinen
Unterschied: Die Freibauernbildung geschieht früher, was jetzt für Weiß
ausreicht.} 45. h4 Kd6 46. Ra6+ Kd5 (46… Ke5 47. g5 Kf5 48. gxh6) 47. g5 hxg5
48. hxg5 Ke5 (48… Kc4 49. g6) 49. g6) ({Richtig ist} 41… Kb6 $1 42. Rxe5
Rxa7 43. Rxf5 Rd7 {und der Weiße König ist ebenso abgeschnitten wie sein
schwarzer Gegenüber.}) ({Vielleicht noch einfacher} 41… h5 $1 {, wonach die
weiße Gewinnidee mit g4 überhaupt nicht mehr vorhanden ist.}) 42. Kd4 $2 (42.
Rxf5 $1 {gewinnt sofort, weil Schwarz den Freibauern nicht nehmen kann.} Rxa7
$4 43. Rf6+ Kc7 44. Rf7+ Kb6 45. Rxa7 Kxa7 46. Kd4 {und Weiß gewinnt.}) 42…
Rd8+ (42… Kb6 43. Rxf5 Rxa7 44. Kxe4 {siehe Anmerkung zum nächsten Zug.}) 43.
Ke3 Kb7 $2 ({Besser wäre} 43… Ra8 44. Kf4 Kb6 45. Rxf5 Rxa7 46. Kxe4 {
und es bleibt zunächst offen, ob Weiß gewinnen kann.}) 44. Rxf5 Kxa7 45. Rf7+
Kb6 46. Rxh7 Re8 $2 ({Mein Gegner meinte nach der Partie, mit} 46… Rd3+ {
ein sicheres Remis gehabt zu haben. Das ist objektiv falsch, aber die
Gewinnführung für Weiß ist zumindestens schwieriger als im Text, so daß dieser
Zug aus pragmatischen Gründen unbedingt hätte versucht werden müssen. Die
menschliche Gewinnführung ist} 47. Kf4 Kc6 (47… e3 $2 48. Re7) (47… Rd2 $2
48. g4) 48. h4 Kd6 49. g4 e3 50. Kf3 Rd4 51. g5 Re4 $1 52. Ke2 $1 {und der
schwarze Bauer geht verloren:} Ke6 53. h5 Kf5 54. g6 Rg4 55. Kxe3 $18 Kf6 56.
Rf7+ Kg5 57. Kf3 Rg1 58. Rh7 Kf6 59. Kf4 Rh1 (59… Rf1+ 60. Kg4 Rg1+ 61. Kh3
Rg5 62. Kh4 Rg2 63. Rf7+) 60. Rf7+ Ke6 61. Kg5 $18) ({Computer haben es da
einfacher. Sie sehen in den Tablebases, daß} 46… Rd3+ 47. Kxe4 Rg3 48. Rd7
Rxg2 {ein Matt in 42 Zügen ergibt!}) 47. Rh4 Kc5 (47… Rg8 48. Rg4 $1 {
Im Bauernendspiel sorgt der Doppelbauer für die nötigen Tempozüge, so daß man
sich etwaige Berechnungen sparen kann.}) 48. Rxe4 Rg8 49. Kf3 Kd5 50. Re2 1-0

[/pgn]

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Last Updated on September 27, 2018 by Ingram Braun

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